Biber im Winter


Biberbäume bitte liegen lassen

Biberspuren sind im Schnee besonders gut zu erkennen

Der Winter hat in weiten Teilen Hessens mit Schnee Einzug gehalten und die Geheimnisse vieler Wildtiere werden nun durch Spuren im Schnee gelüftet. Auch der Biber hinterlässt jetzt deutlich sichtbare Spuren.

„Jetzt ist die Zeit, in der die ehrenamtlichen Biberbeauftragten des NABU durch sorgfältige Kartierung der Biberspuren viel über ihre Biber erfahren können“, weiß Mark Harthun, Biberexperte des NABU Hessen.

 

Da den Bibern jetzt die krautige Nahrung fehlt, fällen sie vermehrt Bäume. So kommen sie an zarte Äste, Knospen und Rinde, die in der kalten Jahreszeit eine wichtige Nahrungsgrundlage für die großen Nager darstellen, denn Biber halten keinen Winterschlaf und brauchen auch jetzt frische Nahrung. „Es ist wichtig, diese Bäume in Ufernähe stehen zu lassen oder sie, wenn sie stören, nur etwas beiseite zu räumen“, erklärt der Biologe Mark Harthun. „Werden die Bäume entfernt oder die Kronen gehäckselt, hat der Biber auf einen Schlag viel weniger zu fressen und fällt den nächsten Baum.“ Wer wertvolle Gehölze oder Obstbäume vor dem Verbiss durch den Biber schützen will, kann dies mit Drahtummantelungen oder speziellen Anstrichen tun. Im Frühjahr und Sommer stellt der Biber seine Nahrung auf krautige Pflanzen wie Brennnesseln, Giersch, Schilf, Rohrkolben, Seerosen und verschiedene Gräser um. Es sind über 350 krautige Pflanzen dokumentiert, die Biber in dieser Zeit fressen. Entwicklung der Biberpopulation in Hessen. Der letzte hessische Biber wurde 1596 an der Gersprenz im Odenwald gesichtet. Die intensive Bejagung des größten europäischen Nagetiers ließ ihn dann vorerst von der Landkarte verschwinden. Ein Wiederansiedlungsprojekt Ende der 1980er Jahre ebnete den Weg für die Rückkehr des Auenbaumeisters nach Hessen: Aus den anfänglich 18 Pionierbibern im Spessart sind inzwischen rund 1.000 hessische Artgenossen geworden. Erfolgreich war das Projekt vor allem, weil die Biber mit Gewässerentwicklungsstreifen Freiraum zur Gestaltung ihrer Lebensräume bekamen, die Behörden das Projekt professionell begleiteten und ein Netz von ehrenamtlichen Biberbetreuern für die Akzeptanz des Rückkehrers warb.

 

Preiswerter Gewässerarchitekt

Manchem Gewässeranlieger sind die bautechnischen Fähigkeiten von Meister Bockert ein Dorn im Auge. Doch für Hessen ist der motivierte Gewässerarchitekt eine große Hilfe bei der kostenintensiven Renaturierung von Fließgewässern. Bis 2015 sollen nach EU-Vorgaben eigentlich alle Gewässer einen guten ökologischen Zustand erreicht haben - doch davon ist Hessen noch meilenweit entfernt, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen. Die gestalterischen Ambitionen des 1,30 Meter großen Nagers verwandeln begradigte und verbaute Flüsse zum Nulltarif in naturnahe Gewässerlandschaften. Deshalb setzt sich der NABU für die Ausweisung von Gewässerentwicklungsstreifen ein. Das wären 10 bis 30 Meter breite Schutzzonen an beiden Ufern, in denen der Bauherr das Gewässer frei gestalten kann. Durch seine Aktivitäten trägt er dazu bei, dass viele andere Arten wie Libellen, Frösche und Kröten, Ringelnattern, Enten und Höhlenbrüter sowie viele Fische wieder einen Lebensraum finden.